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Datum: 08.06.2002 Ressort: Feuilleton Autor: -

Tagestipp

RECYCLING-PERFORMANCE

Mode, Schmuck und Möbel aus Abfall

An diesem Wochenende veranstaltet der RAW-Tempel eine "Lange Nacht des RestCyling Art Festivals". 80 Künstlerinnen (aus Deutschland, Ungarn, Russland, Israel, Chile, England, Spanien, Österreich, Brasilien, Argentinien, Iran und den USA) werden aus dem Bereich Recycling teilnehmen und 40 Künstlerinnen in einem offenen Atelier arbeiten. Die Performance-Künstlerinnen werden Skulpturen, Installationen, Mode- und Möbeldesign, Schmuck u.a., kreieren und zum Verkauf anbieten. Auf der Bühne gibt es Konzerte, Sketche, Performance. Ab Sa 19 Uhr öffnen sich die Türen fürs Publikum bis Sonntag 21 Uhr. Revaler Str. 99.

 

Datum: 10.06.2002 Ressort: Lokales

Autor: Petra Ahne

Das zweite Leben der Plastikflasche

In Friedrichshain gab es das erste "Restcycling Art Festival"

Es ist eine Frage der Perspektive. Bis vor ein paar Tagen waren die Dinge im Hof des Raw-Tempel-Geländes an der Revaler Straße noch Müll. Sie lagen in Altpapiertonnen und auf dem Sperrmüll. Zeitschriften, Filmrollen, Plastikflaschen, Glasflaschen, Waschbecken, Tapeten. Dann kamen Miss Lata und Rita Unzurrunzaga, luden die Sachen in einen Laster und fuhren sie nach Friedrichshain. Dort wurde aus dem Müll Material. Material, aus dem in zwei Tagen neue Dinge entstanden: Schmuck, Kleider, Möbel, Kunst. Am Wochenende trafen sich 40 Künstler zum ersten Berliner "Restcycling Art Festival". Gastgeberinnen waren die Spanierin Miss Lata, die in Berlin als Wiederverwertungs-Künstlerin schon ein wenig bekannt ist, und ihre Partnerin Rita Unzurrunzaga, auch Spanierin. Sie wollen mit dem Festival zeigen, sagt Rita Unzurrunzaga, dass der Weg, den die meisten Dinge nehmen, zu kurz ist: gekauft, benutzt, weggeworfen. "Die Menschen wissen gar nicht, was aus Müll noch alles entstehen kann." Darum haben sie und Miss Lata aus ganz Europa Künstler eingeladen, die den anderen Blick auf den vermeintlichen Abfall teilen. Die aus Plastikflaschen Blumenvasen entstehen lassen, aus Tupperware-Schüsseln Lampenschirme und aus den abgesägten Köpfen von Glasflaschen Ringe. Jeder der Künstler hat zwei Tage lang auf dem Raw-Tempel-Gelände, auf dem auch sonst Künstler arbeiten und auf dem früher die Bahn ihre Züge reparierte, ein kleines Atelier eröffnet. Der Ungar Balint Bori montiert dort Dosen zu Objekten, ein Motor bewegt die zarten Blechskulpturen. Nebenan schneidet Mario Sinnhofer aus Österreich alte Fußbälle auseinander und näht die fünf- und sechseckigen Lederstücke zu eierförmigen Gebilden wieder zusammen. Das Material haben die Teilnehmer bei den zwei Veranstalterinnen bestellt, die es, unterstützt von einer Wertstoffsammel-Firma, organisierten. In Spanien und Frankreich gibt es schon lange ein jährliches Recyclingkunst-Festival. Da, sagt Rita Unzurrunzaga, hätten die Menschen auch schon mehr Verständnis für die Abfall-Kunst, kaufen beim Festival auch ein. "Hier sagen die Leute, warum soll ich etwas dafür bezahlen, das ist doch Müll." Dabei sei der Unterschied zu ganz neuen Dingen nur, dass das Material vorher eben schon eine andere Funktion hatte. "Der Prozess von der Idee zum Gegenstand ist der gleiche." Kein Müll: Im Hof des Raw-Tempel-Geländes an der Revaler Straße suchen die Teilnehmer des Recycling Festivals das Material für ihre Kunst aus.