Ich war auch mal eine Dose

Wenn gar nichts mehr geht, geht immer noch Kunst: Beim Restcycling-Art-Festival zeigt man, wies gemacht wird

Die Kunst, ein gefräßiger Allesverwerter. Denn so ein bisserl Kunst geht immer und lässt sich einfach aus allem machen. Angefangen hat damit wahrscheinlich Marcel Duchamp, als er ein anderweitig nicht mehr benötigtes Pinkelbecken schlicht zum Ausstellungsstück erklärte, schon lange vor der Erfindung des dualen Systems, und auch in Folge hat sich die Kunstgeschichte immer wieder mit großem Interesse über die Abfallhaufen hergemacht. In den Sechzigern schüttete Arman in seinen Poubelles den Inhalt von Papierkörben in schicke Glaskästen. Dieter Rot ließ zur selben Zeit für die Biotonne Kunst Nahrungsmittel in Plastik verschimmeln und verlegte das Problem der Entsorgung geschickt auf die Konservatorenseite. Soll doch heißen: Es gibt keinen Müll. Es gibt nur Wege der Verwertung. Was einst noch vom Spartrieb der Nachkriegsjahre befeuert gewesen sein mag, ist heute natürlich der Ausweis eines Ökobewusstseins: Beim Restcycling-Art-Festival am Wochenende im RAW-Tempel sollen die Besucher für den Prozess des Wegwerfens und Weiterverarbeitens von Abfallprodukten sensibilisiert werden. Ein Appell auch, Müll zu vermeiden. Schließlich lassen sich aus allen Abfällen doch noch hübsche Kunstobjekte oder Kleidungsstücke basteln. 40 Künstlern kann bei dieser Arbeit zugeguckt werden, bei freiem Eintritt und weiterem Kulturprogramm.

taz Berlin lokal Nr. 6768 vom 7.6.2002, Seite 26, 43 TAZ-Bericht

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